Wenn du in meiner Nähe bist, dann verstummt meine Stimme. Ich kann dann nicht reden, versuche mit Gebärden zu kommunizieren. Aber ich traue mich nicht, denn du kennst mich nicht, doch ich weiß wer du bist. Du bist jene, die meine Stimme verstummen lässt, wenn sie in meiner Nähe ist. Ich kann dann nicht reden. Dann strecken Bäume vor entsetzen die Äste in die Höhe, weil ich, wenn du in meiner Nähe bist, keinen Ton von meinen Lippen bekomme. Dann weichen Holunderbüsche aus lauter Peinlichkeit links und rechts von mir. Vor lauter Schamgefühl bilden Sie für mich Spalier. Der Boden unter mir wird unbegehbar, die Platten beginnen zu schwimmen, ich stehe auf wackeligem Boden. Und das immer dann, wenn du in meiner Nähe bist. Wenn das passiert, dann scheint die Sonne und Blitze treffen aufeinander als gäbe es ein Donnerwetter darüber, dass ich einfach schweige und dir nichts zu sagen vermag. Die Ampeln stehen dann auf Rot, wütend und drohend zugleich mir mitteilend, dass ich doch endlich mal den Mund aufmachen solle. Wenn du in meiner Nähe bist, dann ist das wie ein Narkotikum. Ich bin wie betäubt und ohne Schmerzen. Die Menschen um mich herum bewegen sich wie in Zeitraffer, der Verkehr steht still, die Kirchenglocken läuten, aber ich vernehme keinen Ton. Die Tauben fliegen, aber es sind immer noch die gleichen wie vor einer ganzen Weile. Und es fängt an zu regnen. In diesem Moment spüre ich deine Nähe. Ich sage nichts, spanne den Regenschirm auf und nehme dich in meine Arme.

© Vendog

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