Yolo-Man lebt nur einmal. Bei diesen Worten würde ich schätzen, dass ich für einen Moment Gedanke lesen kann. Jedenfalls bei den meisten Jugendlich zwischen 13-20 Jahren. Bei den Worten schießen einem doch sofort Bilder von megafetten Partys in den Kopf. Abfeiern bis in die Mittagsstunden. Spaß ohne Grenzen, in jeglichen Formen. Saufen bis man voll ist. Drogen, die offen auf dem Tisch liegen, wie bei einem All-you-can-eat Buffet, bei dem sich jeder bedienen kann. Unmengen an Menschenmassen, die sich zu irgendeinem 0815 Bass-beat im Takt bewegen, während draußen der Nachtmond durch die Fenster schaut. Die Mädchen in Miniröcken, der festen Überzeugung, sie wären sie selbst und die Jungs nur im Konkurrenzkampf untereinander. Das Licht flackert und der Raum ist voll von Hormonen, die herum schwirren, wie lästige Fliegen.
Andere Leute stellen sich bei den paar Buchstaben ein Leben außerhalb vor. So nach dem Motto was wäre wenn…. Fallschirmspringen aus dem Flugzeug über dem Atlantik. Bunge-Jumping vom Empire State Building oder Rafting auf den Niagara Fällen. Sehr wahrscheinlich gibt es auch einen Teil, der in dem Moment von Reichtum, Ruhm und Ehre träumt. Baden in 1000 Dollar Scheinen. Luxus Jachten, die direkt am Haus liegen und nur auf die Sommerabende und den Rotwein warten. Aber egal wie unterschiedlich die Vorstellungen bei diesem Satz auch sind. Vom Rockstar in Hollywood, über einen Sonnenuntergang am Strand auf den Malediven, mit einem Sundowner in der Hand, bis hin zu den völlig unerreichbaren Welten, gibt es doch einen Knackpunkt. Eine Gemeinsamkeit, die alle Gedanken vereint und die der Auslöser des Kopfkinos ist. Unerreichbarkeit. Jeder…, wirklich jeder stellt sich in dem Moment etwas vor, was er gerne machen würde, aber dennoch nicht macht. Jedes Kopfkino wird von der Idee des Verrückten und des Kindheitstraumes geleitet. Die Gedanken zeigen einem was man machen würde wenn es das große Wenn, oder das immer wieder kehrende Aber nicht geben würde.
Uns wird in dem Moment eine Sekunde des Träumens und der Illusion gezeigt, bei der wir uns für einen winzigen Moment öffnen dürfen, ohne das es uns peinlich ist. Wir stellen uns das vor, was wir wirklich wollen. Wir kehren unser Inneres nach Außen und lassen uns für ein paar Sekunden Zeit, wir selbst zu sein. Aber sobald wir zu Ende geträumt haben, ziehen wir die Köpfe wieder in das sichere Schneckenhaus zurück, denn wir kapieren es in dem Moment einfach nicht. Die Worte sind wahr, aber der Sinn dahinter wird einfach abgeblockt. Wir leben doch wirklich nur einmal! Wir haben nur ein Leben, nur eine Chance um uns selbst zu verwirklichen. Doch wir bremsen uns selbst immer und immer wieder aus. Die anderen werfen uns vielleicht Kieselsteine in den Weg, aber letztendlich sind wir doch die Schuldigen, das wir nicht so leben, wie in den Vorstellungen, die diese paar Wörter uns zeigen. Wir machen aus den Kieselsteinen Felsbrocken und bleiben stehen. Wir laufen immer nur im Kreis und haben Angst wir selbst zu sein. Der Punkt ist doch, dass wir den Sinn dieser Worte nicht verstehen, oder es vielleicht auch einfach nicht wollen. Wir verschließen uns vor der Realität, die dort draußen auf uns wartet. Wir haben doch die Vorstellungen was wir machen würden. Wir haben Ideen, wir haben Wünsche und Träume, die bei diesen Worten ans Tageslicht kommen. Wieso also bekommen wir es also nicht hin, diese zu verwirklichen? Unser Gehirn nimmt uns doch schon die Arbeit ab und sehnt sich nach etwas erreichbaren, nach etwas realistischen. Wieso greifen wir also nicht in den Himmel und holen uns die Sterne? Wieso bleiben unsere Vorstellungen nur Vorstellungen? Warum verschanzen wir uns weiter in unseren Häusern und lassen es nur in unseren Träumen zu, einmal wirklich zu leben? Was hindert uns daran den Schritten nach draußen zu gehen und das zu tun, was wir wirklich wollen, tun das, was wir machen würden, wenn wir nur ein Leben hätten?
Weil es peinlich ist? Weil es gefährlich sein kann? Weil doch ein kleiner Teil in uns Angst davor hat? Weil wir arbeiten müssen? Alles Ausreden um den Schritt nicht wagen zu müssen und es weiterhin nur ein Traum zu lassen. Alles Argumente, die nicht standfest sind und die wir jederzeit mit Willenskraft umhauen könnten. Wir tappen jedes Mal selbst in unsere eigenen Mausefallen hinein und suchen dann einen Schuldigen. Wir müssen doch nur Arbeiten, weil unser Verstand uns das sagt. Wir haben Angst, weil es in unserem Leben keine Action mehr gibt. Es ist doch unser Leben, wieso also sollte es peinlich sein? Wir sollten wirklich das draus machen, was wir wollen. Aber genau da liegt ja das Problem. Wir machen es einfach nicht. Wir sind schon so manipuliert von uns selber, dass wir glauben wir müssen mit dem Strom laufen, was ja im Grunde auch nichts falsches ist. Aber der ganze Strom macht einen Fehler. Nur die wenigstens vertrauen auf sich selbst und leben wie sie es wollen und sind sie selbst. Der Großteil der Menschen hat doch schon längst vergessen, wie das ist. Das Leben besteht doch für sie nur noch aus Geld, Arbeit, Stress und Ärger. Wie viele Menschen auf dieser Welt stehen mit beiden Füßen mitten im Leben und machen das, was sie wirklich wollen? Nur die Menschen, die schweigen, wenn man sie fragt, was sie sich unter Yolo vorstellen, nur diese paar Leute habe es wirklich verstanden. Sie haben es kapiert was es heißt, zu Leben und sind sie selbst, bei dem was sie machen. Sie gönnen sich mal was und erfüllen sich ihre Träume. Sie sind die hellsten Sterne am Himmel, weil sie wissen wer sie wirklich sind.

© T. Tischmeyer

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