Teil 1

1.Kapitel

South Bronx….
Verzweifelt versuchte ich mich aufs Schreiben zu konzentrieren doch
das war fast unmöglich. Die Wände waren papierdünn und man hörte
so ziemlich alles was man nicht hören wollte.
Wir wohnten im 5.Stock in eines dieser tristen Sozialblocks und
Privatsphäre war ein Fremdwort hier in unser Gegend. Rechts neben mir
schlug einer seine Freundin und ihre Schreie waren im ganzen Stock zu
hören.Über mir stritten sich irgendein Liebespaar über das
leidliche Thema Geld und links war jämmerliches Babygeschrei zu
gehören .
Schließlich packte ich meine Schreibsachen in der untersten Schublade
und schlug genervt die Wohnungstür hinter mir zu.
Mom war noch bei der Arbeit Becky mit ihrem Lover stritten sich um
irgendwas während ihre zwei Kinder 4 und 5 Jahren mit Nachbarskinder
durch die enge Wohnung rannten.
Danell hing mit seinen Gangbrüder am Playstation während sie ohne
Rücksicht auf die kleinen Kinder Drogen schnupften und pafften.

„Los wirf den Ball her …“
Daryll ein schlaksiger Kerl mit Dreadlocks gab mir grinsend den Pass
.Wir beide konkurrierten miteinander um die Würfe ,er war immer mein
Vorbild .
(später erfuhr ich dass er nur wenige Wochen später bei einer
Schießerei von einer herumirrender Kugel tödlich verletzt wurde).
Gekonnt dribbelte ich an der Verteidigung vorbei und…mit einem
schönen eleganten Satz flog der Ball durch den rostigen angeleierten
Ring.
„Super Brandy…!!“ich schlug lachend und überglücklich bei
Daryll ein ..“aber…war das schon alles?“
Daryll grinste breit und schlug mir blitzschnell den Ball aus der Hand
und fegte wie ein geölter Blitz durch den Court.
Der Court war eigentlich nur ein grauer Betonverputz und grenzte an
der Franklin-High School an.Alles hier war aus tristen Beton,nur die
zahllosen Grafitis belebten die graue triste Landschaft ein wenig.
Sharon und Daisy meine Freunde aus Kindertagen saßen gelangweilt und
Kaugummi kauend auf der einzigen über und über mit Grafiti
versprühten Bank.
„Hey.. „..warum spielt ihr nicht mit?Mann früher hingen wir alle
so gerne hier herum…“ ich stemmte die Hände gegen die Hüfte und
betrachtete die beiden mit einem entrüsteten Blick.
мJa…früher..das war halt mal.Jetzt gibt’s eben Interessanteres
als einem blöden Ball nachrennen!!“ meldete sich Daisy schließlich
nach längerem Schweigen zu Wort und feilte gelangweilt an ihren
Fingernägeln.
Sharon gähnte ebenfalls gelangweilt.“Ach Brandy…was du brauchst
ist ein richtiger Kerl der dich auf andere Gedanken bringt. Dich sieht
man nur mit den Ball!! Dann sahen sich Sharon und Daisy an und
prusteten vor Lachen.
Ich zuckte nur gleichgültig die Schulter gab Daryll ein Zeichen das
er mir den Ball zuwarf,setzte mich in Position und warf mit einem
gekonnten Sprung den Ball durch den Ring.
Diesmal war die Entfernung fast 5 Meter und stellte damit den Rekord
auf für diesen Tag.
Sharon und Daisy stockten mitten im Gekicher und sahen sich verblüfft
an.

„Hey Brandy …spielst du noch eine Runde?“
Daryll kam her und und riss mir neckisch den Ball aus der Hand.Die
Jungs auf dem Court nahmen mich als Spieler ernst.Es hatte sich
herumgesprochen,dass ich nicht nur gut aussah sondern durchaus auch
als ernster Gegner in Frage kam.
Leider war ich das einzige Girl auf dem Court. Die anderen Girls
saßen lieber auf der Bank und jubelten ihre Lieblinge zu.

„Schätzchen ….so kriegst du nie einen Kerl,wenn du dauernd nur
mit diesem Ball herumhüpfst!“ meinte Daisy im versöhnlichen Ton
als wir uns alle drei auf den Heimweg machten und ich den Ball
schweigend vor mich hintrippelte.
Es war unmöglich meinen beiden Freundinnen zu erklären wie sehr ich
Basketball liebte abgesehen von meiner zweiten großen Leidenschaft
das Schreiben.
Aber das blieb mein Geheimnis,denn hier in diesem Viertel war
Schreiben nur etwas für Loser und Weicheier.Hier gelten nur rohe
Gewalt und das am besten mit der Sprache des Schießeisen. Und
natürlich zu welcher Gang du gehörst ,welche Markenklamotten du
trägst und wieviel Geld du hast.
„Aber ihr habt doch als Kinder auch Basketball gespielt…was ist
los???“
мFrüher..!!“ Sharon lachte ironisch auf und tätschelte meine
Schulter,“…jetzt sind wir keine Kinder mehr.Die Zeiten haben sich
geändert. Außerdem bin ich schwanger!!“
мWas??“
Ich starrte sie überrascht an. Sharon zuckte nur gleichgültig die
Schulter,“…ist halt so passiert. War eben ein Unfall…“
мAber ,was ist mit der Schule…ich dachte du wolltest aufs
College?“ ich packte sie an der Schulter und schaute sie
eindringlich an.
Sharon wich meine Blicke etwas verlegen aus und wiegelte die Sache ab.
„…er wollte kein Kondom nehmen…und diese verdammte Pille
vertrage ich nicht so gut das weiß er.“sie hob den Kopf und sah
mich flehend um Verständnis. „..ich will ihn doch nicht
verlieren.Deshalb habe ich die Schule abgebrochen!“
Schweigend starrte ich Sharon an…ich konnte es nicht fassen was sie
an diesen aufgeblasenen Macho hatte.
Klar er sah gut aus ,aber vom Charakter her war er ein Schwein.Seine
Annäherungsversuche mir gegenüber neulich verschwieg ich lieber.
„Im wievielten Monat bist du jetzt?“
мIm 2.Monat..Also man sieht sich…“ es klang müde und
resigniert.als sie in ihrem Block verschwand.
Drohend ragten die Sozialbauten in den schwarzen Himmel .Jetzt bei
Nacht war hier am meisten los jeder ging seine Geschäfte nach.
Überall hingen Typen herum und leerten literweise Bier in sich hinein
um wenigsten für wenige Stunden den tristen Alltag hier zu entkommen
oder um Mut anzutrinken .
Bloß keinen Ärger provozieren .Den Blick senken und wenn ein Wagen
langsam heranfuhr nicht beachten und so schnell wie möglich abhauen.

Das waren die Überlebensregeln hier ,ansonsten kam man nicht sehr
weit.Ich versuchte mich möglichst daran zu halten und presste den
Ball noch fester an mich.
Daheim verzog ich mich sofort in mein kleines Zimmer warf mich
angezogen aufs Bett und betrachtete die Bücher die akkurat in einer
Reihe auf dem einzigen Regal standen.
Mein Blick wanderte zum Poster rechts neben mir das Michael Jordan
zeigte im gekonnten Sprung zum Korb rings um ihn herum tobende
Zuschauer……

2.Kapitel

„Der Direktor möchte dich sprechen!!“
Müde erhob ich mich .In der Nacht fand ich kaum Schlaf weil der
Hunger in meinem Eingeweide wühlte.
Der Kühlschrank war wieder einmal leer wie so oft in letzter
Zeit.Nicht nur das…irgendwo in der Nähe gab es eine Schießerei und
heulende Polizeisirenen und rattendenen Hubschrauber wechselten sich
ab.
Kaum zu glauben das sich das alles abspielt im reichen Amerika wo nach
dem Gesetz alle Menschen egal welche Hautfarbe gleichberechtigt sind
!!
Direktor Mr. Hal begrüßte mich außergewöhnlich freundlich,fast zu
freundlich und bat mich mit überschwänglicher Geste doch Platz zu
nehmen.
Erst jetzt bemerkte ich dass noch jemand anders im Raum war.Ein
kräftig gebauter Typ mit blassen Teint und roten Haaren saß
ebenfalls auf einen Stuhl.
Lächelnd erhob er sich rückte sein Anzug und Krawatte zurecht und
gab mir höflich die Hand mit einem festen Händedruck.
Ich erwiderte den Gruß kühl.
Wenn man hier im Viertel aufwächst ,dann wächst man zuallererst mit
Misstrauen auf. Und Weiße bedeuteten in unserer Gegend nur 2
Dinge:Entweder Cop oder Drogenboss!
Aber dieser Weiße war harmlos….er kam von einer angesehenen
Privatschule. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn und sein rotes
Gesicht wurde noch röter.
Aber er machte einen ehrlichen zuverlässigen Eindruck.Er schien nur
sehr verwirrt über die katastrophalen Zustände hier an der
Franklin-Highschool.
Man sah es seinem Ausdruck an dass er so etwas noch nie gesehen
hatte.Die wackligen Stühle ,die Panzerscheibe als Glastür alles in
allem ein verwahrloster Eindruck.
Schnell kam Direktor Mr.Hal auf das Thema .“Mr Donald McCain ist
Trainer an einer angesehener Privatschule und hat dich gesehen auf dem
Court. Er ist begeistert von deinem Würfen“
Der Weiße nickte bestätigend und drückte mir mit breitem Lächeln
ein Prospekt von dem College in die Hand.
Direktor Mr.Hal fuhr fort.“Also um es kurz zu machen… du hast ein
Stipendium erhalten weil du den Test ,den wir jedes Jahr hier machen,
die nötige Punktzahl erreicht hast.Du hast also großes Glück gehabt
weil du eine gute Schülerin bist..Und wie du siehst…“Direktor
Mr.Hal machte eine ausladende Bewegung „…sind wir hier komplett
überfüllt.“
Hastig schenkte er McCain ein entschuldigendes Lächeln.
„Herzlich willkommen bei unserer Schule.“ ..ich hoffe wir sehen
uns wieder und „er zwinkerte mir aufmunternd zu „…und zwar in
meinem Team!!“ und er gab mir einen festen Händedruck zum
Abschied.

Ehrfürchtig betrachtete ich das Prospekt von diesem
Major-College.Diese Privatschule bot jeden erdenklichen Luxus an und
lag in einer kleinen Provinzstädtchen in Vermont .
Die Lage war herrlich und direkt am Meer.Es gab natürlich außer
Basketball noch viele andere Sport und Freizeitmöglichkeiten.Alles in
allem vielversprechend.Nun für mich war ganz klar…diese
Privatschule war das Tor zur Welt.Eine einzigartige Möglichkeit
dieser tristen und hoffnungslosen Gegend zu entkommen.
Ich begann zu träumen …dachte an wilde Küsten und tosendem Meer
und vor allem Friede und Ruhe.Hier gab es nirgendwo Friede…andauernd
gab es irgendwo Streit und Ärger.Und dann dieser endlose Lärm…wenn
nicht von der angrenzende Autobahn die mitten durch unser Gebiet
ging…dann waren es nervende Polizeisirenen oder Krankenwagen die bei
uns Dauerschicht hatten.

„Hey ich sage es euch….der Typ war so blöd und checkte es einfach
nicht ,dass ich nichts von ihm wissen wollte!!“Sharon schaute in die
Runde und genoss die Aufmerksamkeit.
Ich saß mit Daisy und Sharon in ein kleines Imbiss paar Blocks
entfernt. Es gab zwar wie üblich fettige Frites aber das war oft
meine einzige warme Mahlzeit am Tag.
“Hey was ist mit dir Brandy…?“
Ich schreckte auf ,meine Gedanken weilten bei dieser Privatschule .
“Vielleicht ist sie verliebt?“
Sharon brach in schallendes Gelächter aus und sämtliche Gäste
starrten in unserer Richtung.
„Ich habs satt mir als Kellnerin in einer Frittenbude den Arsch
aufzureißen. Rico mag ein Angeber sein aber er hat Geld. Und wisst
ihr was…ich steige in sein Geschäft ein.Als Dealer verdiene ich in
1 Stunde mehr als eine Kellnerin in 2 Monaten!!“ wütend starte
Daisy auf ihren Burger.
Für einen kurzen Moment dachte sie an Danell ,doch der hatte sie
neulich eiskalt betrogen mit einer anderen.
Und die war auch noch weiß und Blond. Doch das behielt sie für
sich.
Betretenes Schweigen folgte…
Sharon zwirbelte nervös mit ihren Zöpfchen und meine Gedanken
schweiften wieder ab zu diesem Prospekt.
Ich räusperte mich…
“Ich werde auf eine Privatschule nach Vermont gehen!“
Alle Blicke richteten sich ungläubig auf mich.
„WAS hast du da eben gesagt?“
Sharons tapste ungläubig nach Luft.
Ich zögerte und biss mir auf die Lippe .“Ich dachte…nun ja….ich
sags euch jetzt.Ich fahr schon in wenigen Tagen ab.“
Betretenes Schweigen lastete wie eine dicke Wolke im Raum.
„Äh…wo zum Kuckuck liegt Vermont???“
Daisy schaute fragend Sharon an.
Keiner sagte etwas…das Schweigen wurde immer unbehaglicher….
Ich schwitzte und das kam bestimmt nicht von den fettigen Frittes
.Schließlich zuckte Sharon betont gleichgültig die Schulter und biss
geräuschvoll in ihren 3.Hamburger .
„Naja…es ist nicht weit.Am Wochenende kann ich herkommen
..“stotterte ich und suchte verzweifelt nach weiteren Worten.“Mit
dem Zug dauert es nicht lange..“ ich versuchte betont aufmunternd zu
wirken.
Doch innerlich fühlte ich mich zwischen zwei Welten hin und
hergerissen. Die fremde weiße Welt mit ihren reichen verwöhnten Kids
und meine vertraute schwarze Welt.

3.Kapitel

Das monotone Rattern des Zuges lullte mich ein und machte mich
schläfrig.Ich dachte an die Auseinandersetzung mit Mom. Sie machte
mir heftige Vorwürfe und ließ mir deutlich spüren,dass ich mich
für etwas besseres hielt.
Das tat weh…nur weil ich ein Stipendium erhielt und eine
Privatschule besuchen durfte,trug ich meine Nase nicht höher
.Ich wollte die Chance nutzen aus meiner Gegend herauszukommen und
etwas aus mir machen.Und nicht den ganzen Tag nur herumlungern wie
Danell und Becky meine Geschwister oder wie Sharon und
Daisy….traurige Beispiele.
Nachdenklich betrachtete ich die vorbeiziehende Landschaft und mir
viel die Szene mit meiner Klassenlehrerin Mrs Watson ein…
„Brandy,ich wünsche dir viel Glück! Vergeude nicht dein
Talent!!“ Ihre warmen sanften Augen betrachteten mich lange „Du
wirst es nicht leicht haben bei all den reichen und verwöhnten
Kids.Aber…“und sie deutete auf mein Herz „ folge deinem
Herzen.Lass dich nicht von anderen entmutigen und glaube an dich!!“

„Welcome in Vermont“
Der Zug quietschte und stampfte bevor er mit einem Ruck zum Stehen
kam.Ich atmete die frische Luft ein…es war eine ganz andere ,klare
Luft.Man spürte das nahe Meer…Möwen kreischten ausgelassen und die
Landschaft sah aus wie im Bilderbuch.
Middlebororugh sah aus wie ein Provinzstädtchen….die Häuser im
schönsten viktorianischen Stil erbaut.
Und da ……war das……Major-College!!
Ehrfürchtig betrat ich die Eingangshalle und staunte einmal mehr
über die imposante Einrichtung.Es wimmelte von Schüler und was mir
sofort auffiel…es waren fast nur weiße Gesichter mit blauen Augen
lustigen Sommersprossen und viele mit roten oder blonden Haaren.
Plötzlich war meine Vorfreude wie weggeblasen….ich fühlte mich
plötzlich klein und fehl am Platz.Einige lächelten mir zu andere
streiften mich mit neugierigen Blick anscheinend war ich für sie
ebenfalls etwas exotisches.
Irgendwie fühlte ich mich unbehaglich als ob ich in eine fremde Welt
hineinplatze zu der ich eigentlich keinen Zutritt hatte.

Ich kam zum Hörsaal in der gerade eine Vorlesung stattfand.Alle
drehten sich nach mir um….ich erstarrte förmlich und wich
ängstlich zum Ausgang zurück.
“Komm setzen sie sich…“eine wohltönende klangvolle Stimme riss
mich aus meiner Starre und hastig setzte ich mich auf einen
Platz.„Ich möchte euch eine neue Schülerin vorstellen.Ab heute
gehört sie zu uns!“
Verwirrt starrte ich nun in ein Meer aus weißen Gesichter und erst
jetzt schaute ich auf zu dieser klangvollen weichen Stimme ……eine
wunderschöne Frau stand am Pult und betonte mit weit ausladenden
Gesten ihren Vortrag.
Ihr Gesicht hatte einen dunklen Teint aber sie war keine
afroamerikanische Bürgerin und ihr Englisch hatte einen fremden
Akzent.
Für einen kurzen Moment trafen sich unsere Blick und ein seltsames
heißes Gefühl durchströmte mich.Sie warf mir ein bezauberndes
verständnisvolles Lächeln zu und widmete sich wieder ihrem Vortrag
zu.
Als es klingelte,leerte sich der Saal schnell,während ich hektisch
meine Blätter zusammensuchte.Alles war so neu und verwirrend für
mich als ich plötzlich ein Rascheln hörte und ängstlich aufsah….
Die Lehrerin hob ein Blatt auf dem Nebensitz lag. Ihre ganze
Bewegungen waren im Einklang und fließend. Ihre zarte und doch
geschmeidige Hand schimmerte bronzefarben während ihre glatten
schwarzen Haaren zu einem Zopf zusammengebunden waren.
„Hey ich bin Mrs Aranavoth aber du kannst Sita zu mir sagen.Ist ja
hier in Amerika so üblich.“ sie lächelte und tausend kleine
Lachfalten umspielten ihren weiche Lippen.
Wieder trafen sich unsere Blicke und seltsamerweise fühlte ich mich
wie ein Magnet zu ihr hingezogen.
„Danke…äh…ich ..äh..mein Name ist Brandy und heute ist mein
erster Tag hier..“stotterte ich und fügte hastig hinzu,“…ich
war vorher in einer normalen High-School ich meine…. staatliche
Schule..“ ich stockte .Ich fühlte mich plötzlich so unsicher und
starrte verlegen an ihr vorbei.
мVerstehe…aber das legt sich wieder. Als ich aus Indien hier herkam
erging es mir ähnlich wie dir jetzt!“
Unsere Blicke kreuzten sich und in ihren Augen war echtes
Verständnis.

Als ich in mein neues Zimmer kam starrte mich meine neue Mitbewohnerin
misstrauisch an.Sie taxierte mich regelrecht.
Sie hatte blonde lange Haare die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren
,und ein verwöhnter Ausdruck in ihrem sommersprossigen teigigen
Gesicht.Ihr Haut war von
einer kränklichen Blässe wo die Sonne nur selten hinkam.Sie trug
modische teure Kleidung und zeigte eine arrogante herablassende
Haltung mir gegenüber.
Schließlich gab sie sich soweit runter und stellte sich vor.
„Hey mein Name ist Melissa.“
Sie versuchte lässig und zuvorkommend zu wirken auf die übliche Art
vieler Weißen.“Hey ich hab keine Vorurteile!“ Doch gerade diese
gespielte Art zeigte genau das Gegenteil…. sie hatte jede Menge
Vorurteile.

4.Kapitel

Nach dem Unterricht hatte ich mein erstes Training!
Mein Herz pochte im Stakkato als ich die herrliche Turnhalle
betrat…..Wow ,staunend ja ehrfürchtig blieb ich stehen.Die ganze
Turnhalle glänzte vor Sauberkeit.
An meiner alten Schule gab es zwar auch eine Turnhalle aber die war
ziemlich baufällig.An allen Ecken und Enden zog es fürchterlich
herein,und der ganze Eindruck war schmuddelig und alt.
Und hier…hier schien die Sonne herein in den großen Fenster.Es gab
eine Tribüne und der Boden glänzte einladend.

„Na schau mal die an!Hat wohl noch nie eine Turnhalle
gesehen….!!!“
Gekicher erklang und als ich mich umdrehte ….entdeckte ich diese
blonde Girl .“Hey mein Name ist Melissa!“diese näselnde
herablassende Stimme kannte ich doch.Meine neue Zimmernachbarin na
toll das fängt schon gut an dachte ich .
Umgeben von ihrer Clique die sie anscheinend anführte „…Na ja
…da wo sie herkommt,gibt es wahrscheinlich gar keine Turnhalle!“
wieder Gekicher und meine Blicke kreuzten sich für einen Moment mit
dem blonden Girl Melissa.

„Los,…los…worauf wartet ihr noch Mädels??“ Trainer Mc Cain
fuchtelte mit den Armen und sein Gesicht lief noch röter an wie
damals in Franklin Highschool Büro.
Der Ball wurde in die Luft geworfen und das Startsignal ertönte!
Plötzlich war ich mit Melissa konfrontiert. Ihre eisblauen Augen
funkelten kalt und schienen mich zu durchbohren ….Ein kalter Schauer
rieselte mir über den Rücken.
Sie taxierte mich wie eine Kobra ….jeden Moment bereit mir eins
auszuwischen!!
Spannung lag in der Luft!!

„Los Melissa …für uns zum Sieg!!“ ein paar ihre Freunde
kreischten auf der Bühne.Sie schien ja ziemlich beliebt zu sein.
Melissa stellte sich in Angriffsposition und fixierte mich mit einem
verachtendenen Blick .
Sie beachtete nicht einmal ihre kreischende Freundinnen auf der
Tribüne.Ich ließ sie ebenfalls nicht aus den Augen und konzentrierte
mich nun völlig auf das Spiel.
Blitzschnell erwischte ich den Ball und dachte an die harten Spiele in
meinem Viertel. Dort kämpfte jeder mit einem unglaublichen
Ehrgeiz.Schließlich ,und das wusste jeder, war Basketball ein
begehrter Freischein um aus der Ghetto-Hölle herauszukommen.
Allerdings kamen nur die besten weiter und wurden vielleicht wenn sie
Glück hatten von einem Talentscout entdeckt.
Also preschte ich vor…..der Ball blieb wie Klebstoff an mir
kleben.Elegant und doch wie ein Pfeil umging ich die Abwehr und mit
einem gekonnten Sprung angelte ich mich am Korb hoch und warf den Ball
hinein.
Trainer Mc Cain lächelte zufrieden. Genau das hatte er damals gesehen
bei als er Brandy beim Court sah und vor Staunen die Luft anhielt.
Melissa lief hochrot an und wutentbrannt baute sie sich vor mir auf
und zischte leise:“ Du wirst schon sehen wer hier das sagen hat
!!“

„Was ist los…was steht ihr beiden da…los…los das Spiel geht
weiter!!“ und erneut klang der Anpfiff zur nächsten Runde.

Mein Team gewann mit satten 4 Punkten im Vorsprung und zufrieden
wischte ich mit dem Handtuch den Schweiß von der Stirn als wir alle
in Richtung Umkleidekabine liefen.
„Brandy….bleib mal kurz hier.Muss mit dir reden!!“
Trainer Mc Cain lächelte aufmunternd als er mein misstrauischer Blick
bemerkte. „Na….wer hat denn Angst…“ er hob wie zur
Beschwichtigung seine breite Hände hoch und schnalzte begeistert mit
der Zunge.
„ Du hast phantastisch gespielt Brandy. Aber..“ er musterte mich
ernst“….das was du hier gezeigt hast ,will ich auch bei einem
richtigen Spiel sehen !“ er machte eine kurze Pause dann fuhr er
fort“…Du hast den Dreh heraus..!!“ Er klopfte mir anerkennend
auf die Schulter „…aus dir wird mal eine großartige Spielerin
….Vergeude nicht dein Talent!!“

Nachdenklich sah er Brandy nach….hoffentlich bleibt sie dabei!

Melissa schaute ebenfalls Brandy nach…sie hatte das Gespräch vom Mc
Cain mit Brandy beobachtet.Kochend vor Wut verließ sie das Versteck
im Geräteraum und schwor sich bittersüße Rache.
Kaum war diese Brandy da…drehte sich alles nur um sie…!!
Nun sie war der Kapitän im Team sie hatte das Kommando und so sollte
es auch bleiben egal was Mc Cain von dieser Schnepfe hielt!
Ein teuflisches Grinsen huschte über ihr Gesicht….

5.Kapitel

Am nächsten Tag erkundigte ich in der Mittagspause neugierig die
Umgebung und entdeckte den kleinen Park mit einer wunderschönen alten
Holzbank etwas verdeckt von einem großen Baum.
Man konnte direkt auf den Strand und das Meer schauen.Der kleine Park
galt als eine kleine Oase und ich fühlte mich hier sofort wohl an
diesem geheimen Plätzchen.
Nachdenklich setzte ich mich hin und ging das ganze Ereignis von
meinem ersten Training durch.
Lächelnd dachte ich an die Worte von Mc Cain…Du hast den Dreh
raus.Aus dir wird mal eine großartige Spielerin .Vergeude dein Talent
nicht.
Ich nahm mir vor beim ersten Spiel noch mehr von mir zu geben….!!!

In Gedanken versunken bemerkte ich zuerst nicht dass sich jemand neben
mir setzte. Erst als ein Schatten auf mich viel fuhr ich erschrocken
zusammen…
„Sorry wenn ich dich erschreckt habe…“
Eine samtige weiche Stimme folgte auf den Schatten .Mein Herz klopfte
plötzlich ein paar Takte schneller.
Ich wunderte mich wie ich sofort auf diese Stimme reagierte.
Ich drehte mich um…und mein Herz blieb beinahe stehen vor
Aufregung.
Es war …Sita…!!!
Geschmeidig wie eine Katze setzte sie sich neben mir auf die Bank .Ein
kleines Lächeln erschien auf ihren wunderschönen Gesicht.Ihre Haut
schimmerte eine Spur dunkler im Schatten was sie noch reizvoller
ausmachte.
Ihre Haare die sie diesmal offen trug wehten leicht im Wind und
glänzten fast blauschwarz wenn ein Sonnenstrahl sich darin verfing.
Sie hatte eine Haltung die man fast königlich beschreiben
konnte,alles an ihr war so harmonisch und fließend.
„Hast du schon was gegessen?“
Sie musste mein hungriger Blick gemerkt haben als sie ein Fladenbrot
aus der Tasche zog .Ich schüttelte hastig den Kopf „Äh..nein..“

Wortlos und mit dem schönsten Lächeln gab sie mir ein Stück
„Hier nimm“
Ich konnte nicht widerstehen bei diesem köstlichen Duft der von dem
Fladenbrot ausging. Ich bedankte mich lächelnd .
Einvernehmlich saßen wir da auf dieser Bank und plauderten über
Indiens Köstlichkeiten…während mein Herz jedemal fast aussetzte
wenn sich unsere Blicke trafen…

„Sita…hast du nachher was vor ?“
Gregory ein Arbeitskollege stand lässig an der Tür gelehnt. Sita
genehmigte sich gerade ein Tee während sie in ihrer lässigen
Handbewegung die Referate durchging.
Lächelnd schaute sie auf:“ Du bist ganz schön hartnäckig!“ ein
Blick auf die Uhr…sie hatte eigentlich vor in ihrer kleinen
Mietwohnung unten in der Stadt nach der letzten Stunde zu gehen.
Es war zwar nur eine 1 Zimmerwohnung aber für sie ein Palast.
Dort war sie ungestört und und konnte ihn Ruhe ihre Hobbys nachgehen
wie z.B Lesen oder Zeichnen.
„Okay..aber nicht lange!“seufzend verstaute sie die Referate in
ihrer Tasche.Daheim hatte sie mehr Ruhe zum korrigieren außerdem
störten ihr die sexistische Witze unter den Kollegen.Sie fühlte sich
ja geschmeichelt von den Imponiergehabe ihrer männlichen Kollegen
aber müssen es immer gleiche Sprüche unter der Gürtellinie sein ?

Gregory machte ein Zeichen zu seinem Kollegen und grinste übers ganze
Gesicht.Nun, er galt als Aufreisser mit britischen Charme.
Er war fasziniert von Sita diese exotische geheimnisvolle
Schönheit.Am liebsten würde er sie sofort verführen.Aber er spürte
dass er damit bei dieser Frau nicht weit kommen würde.
Nun er nannte sich selber Frauenversteher jedenfalls kam das
insbesondere bei seinen Schülerinnen gut an.
Seine Kindheit war geprägt von konservativen Erziehung und Sita
erinnerte ihn an sein Kindermädchen die ebenfalls dunkelhäutig war
und mit der er eine kurze Affäre hatte.
Nun für ihn waren alle dunkelhäutige Menschen automatisch
Dienstpersonal.Deshalb war er sich auch so sicher dass er diese Sita
verführen konnte.
Er wunderte sich sowiso warum Direktor Griffith sie als Lehrerin
einstellte….denn er galt durch und durch konservativ.Es konnte nur
einen Grund geben…..Direktor Griffith hatte ebenfalls ein Auge auf
Sita!
Vielleicht war ja was an den Gerüchten dran dass Bill Griffith ein
notorischer Fremdgänger war obwohl er mit einer Frau aus dem Adel
verheiratet war.

Sita setzte sich elegant hin und betrachtete neugierig das nett
eingerichtete Cafe. Gregor wie immer adrett angezogen zeigte sich ganz
Gentleman und überhäufte sie mit wohldosierten Komplimenten.
Schön dich zu sehen meine Schönheit!“ dabei verbeugte er sich
galant vor ihr und lächelte charmant.
Sita musste unwillkürlich lachen ….dieser Gregor benahm sich wie
ein vornehmer Snob.Seine Haltung war steif und sein Benehmen irgendwie
gekünstelt.Aber hier an der Ostküste schienen die Leute sehr
konservativ zu sein..Nun sie wusste sehr wohl,dass sie hier an dieser
Privatschule eine Exotin war .Fast alle ihre Kollegen und sogar
Direktor Mr.Griffith machten ihr deutliche Angebote das sie allerdings
dankend ablehnte.
Gregory hatte sie lange nur beobachtet ,dies war sein erster
Annähungsversuch.
Als sie wieder zurück zum Camp aufbrachen,legte Gregory ganz
beiläufig seinen über ihre Schulter. Sita fühlte sich plötzlich
unbehaglich.
Irgendwas an ihm störte sie.Er behandelte sie….irgendwie..als
Besitz!!!
Und seltsamerweise hatte sie während des Treffen mit Gregory immer
diese Brandy im Kopf.Als sie so vertraut auf der Bank saßen und
belanglose Sachen plabberten …ihr schüchternes Lächeln als sie das
erste mal in diesen Hörsaal hereinplatzte….ihr Herz klopfte
plötzlich einen Takt schneller…

6.Kapitel

Am Wochenende fuhren die meisten nach Hause und auch ich saß im Zug
und freute mich auf meine Freunde. Es war eine aufregende Woche
gewesen und ich hatte viel zu erzählen.
Als South Bronx sich ankündigte….wechselte ich nun wieder von der
reichen weißen Welt in die schwarze gefährliche laute Welt.
Es war wie eine Zeitreise…ich trug noch meine Uniform was mir die
Begegnung in meiner eigentlicher Welt nicht gerade leichter machte.
Als ich am Basketballcourt vorbeikam…waren sie alle da … Sharon
und Daisy.
„Hey …na sowas…..du lässt dich ja bei uns blicken…!!!“
Daisy begrüßte mich mit einer kurzen Umarmung. Sharon kam ebenfalls
her und betrachtete kühl meine Uniform.
мWow…siehst ja richtig chic aus!“ es klang sehr ironisch und mit
einem Schwung Neid.Ich war verwirrt….irgendwie hatte ich mir das
Wiedersehen etwas herzlicher vorgestellt.
мNun was ist ? Kennt ihr mich nicht mehr??“
Für einen Moment herrschte angespanntes Schweigen..dann plötzlich
grinste Sharon und das Eis war gebrochen. Wir drei schnatterten
aufgeregt durcheinander und für 2 Tage war die fremde weiße Welt
vergessen.

Als ich wieder im Zug saß,dachte ich nach über die 3 Tage die ich in
meiner vertrauten Welt verbracht habe…
Meine Freundinnen behandelten mich normal und wir hatten viel Spaß
fast wie in den alten Tagen. Nur Mom Becky und Danell waren von meiner
neuen Schule wenig begeistert.
„Du wirst schon sehen..bald trägst du auch deine kleine Nase spitz
nach oben..!!“ lästerte Becky und Danell pflichtete ihr grinsend
bei.
Mom mischte sich im gewohnten negativen Ton ein.
„Pass auf…du wirst dich bald so benehmen wie die reichen weißen
Gören .Du wirst deine schwarzen Wurzeln vergessen und auf uns hier
herabschauen!!“
Empört stand ich auf und nahm meine Tasche.
“Du bist doch ständig am meckern Mom!! Nie bist du mit irgendwas
zufrieden.An Becky hast du nie etwas auszusetzen.!!“
мJa geh nur!“ Moms Stimme klang beißend „ Nimm deine Tasche und
verschwinde hier!!
Du denkst du bist was besseres nur weil du ein Stipendium bekommen
hast.!Aber eines sag ich dir Brandy..“
sie kam drohend näher und ihre Blicke durchbohrten mich fast vor Wut
und Frust.
“….das ganze Lernen ist nutzloses Zeug! Es wäre besser du
würdest einen anständigen Kerl suchen und dich hier im Haushalt
nützlich machen.Was bringt dir denn die Schule….“
sie brach ab und für einen kurzen Moment starrten wir uns schweigend
an.
Dann packte sie mich plötzlich grob an der Schulter…“ gar nichts
bringt sie dir! Gar nichts! Deine ganze Bücher …überhaupt das
Lernen ist völlige Zeitverschwendung!!“
Moms Stimme klang schrill ,ihre Blicke hasserfüllt .Ihre ganze
Haltung zeigte unmissverständlich was sie von mir
hielt….Verachtung!!
Abrupt riss ich mich los nahm wortlos meine Tasche und an der Tür
drehte ich mich noch einmal um und sah Mom fest ins Gesicht.
„Jedenfalls möchte ich etwas sinnvolles aus meinem Leben machen und
nicht so enden wie du…und…“ein kurzer Blick auf Becky und Danell
die sprachlos hinter Mom standen.“…mit einem lauten Knall die Tür
hinter mir zu.

Ja und jetzt saß ich im Zug und kämpfte mit den Tränen.
Wo war nur meine Heimat?
Weder hier noch in der neuen Welt in Vermont fühlte ich mich
zuhause.
Wortlos warf ich meine Tasche ins Zimmer und lief zum Park.Doch die
Bank war besetzt und ich wollte gerade umdrehen …als ich Sita
erkannte…!
Ein warmes vertrautes Gefühl durchströmte mich aber ich zögerte
…mein Herz raste und ich war von einer unerklärlichen
Schüchternheit gefangen.
Sie drehte sich um .
“Hey…..komm setz dich her.“
Ein aufmunterndes Lächeln huschte über ihr Gesicht.
“Dir gefällt dieser Platz nicht wahr?“ ihre sanfte Stimme
beruhigte mich etwas und ich entspannte mich in ihrer Gegenwart.
мJa „ gab ich zu“….ich liebe diesen Ort hier.Man ist eins mit
der Natur..“ich stockte und plötzlich sah ich wieder die hässliche
Szene mit Mom und den Geschwistern vor mir.
мBist du heimgefahren übers Wochenende?“ ihre sanften Augen ruhten
auf mich.
Ich nickte ,unfähig auch nur ein Wort herauszubringen. Verzweifelt
versuchte ich die aufkommende Tränen zurückzuhalten.
Hastig lenkte ich auf ein anderes Thema und Sita erzählte von ihrer
Heimat.Bald erfuhr ich das sie aus Kerala in Südindien kam ,indische
Musik liebte und ihre Lieblingsspeise Dal mit Nana (Fladenbrot) war.
„Als ich hier anfing „ „sie zwinkerte mir verschwörerisch zu
„…war für mich auch alles neu hier..Ich kannte ja niemanden
hier“ und sie erzählte lustige Anekdoten mit dem unbekannten Land
Amerika. .

Später im Bett konnte ich nicht schlafen. Unruhig wälzte ich mich in
den Laken.Die scharfen verletzende Worte von Mom hallten mir durch den
Kopf und heiße Tränen kullerten die Wange hinunter und benetzten das
Kopfkissen. Schließlich stand ich auf und schlich mich aus dem
Gebäude direkt zum Park.
Als ich auf der Bank saß schaute ich zum Sternenhimmel empor .Wieder
hallten die Worte die Mom mir ins Gesicht geworfen hatte in mein Ohr
. „Du kannst nichts…Lernen ist Unfug….du wirst es nie zu etwas
bringen….du bist wohl was besseres wie wir…
Bitterlich weinend vergrub ich mein Kopf zwischen den Armen und weinte
leise.
Ich bemerkte nicht ,dass sich jemand leise näherte und sich neben mir
auf die Bank setzte. Erschreckt fuhr ich hoch…
„Hey keine Angst ich bins… Sita..“ kam es aus dem Dunkeln und im
hellen Vollmondlicht sah ich sie zuerst nur undeutlich weil sie fast
mit der Umgebung verschmolz. Nur ihr roter Sari glitzerte im
Vollmondlicht und ließ sie noch bezaubernder aussehen.
Sachte nahm sie mich in die Arme und ich ließ meine Tränen laufen.
„Was ..hat dich hierher getrieben?“
Sita zeigte lächelnd zum Vollmond. „Diese laue Nacht und der
Vollmond erinnert mich an Kerala.Dort hatten wir jede Nacht tropische
Temperaturen und „….sie sah mich an“…ich spürte heute mittag
das du etwas auf dem Herzen hattest. Du sahst so traurig aus.“
Ich hob meinen Kopf und begegnete ihre sanften Augen.Sachte nahm ich
ihre langgliedrige Hand und drückte sie an mich.“Danke….“
„Du brauchst dich nicht zu bedanken.Ich verstehe dich Brandy.Auch
ich hab ähnliches durchgemacht.“
Eine Weile herrschte einvernehmliches Schweigen .
„Warum wird man ständig angegriffen für seine Ziele und
Träume?“meine Stimme klang rauh.“
・Es ist wichtig was DU glaubst und nicht was andere glauben !!Hör
auf deine Träume sie sind der Weg zum Ziel.“
Wieder dieses Lächeln und die schneeweiße Zähne glänzten im
Mondlicht.
Erneut trafen sich unsere Blicke….und plötzlich lag eine knisternde
Spannung in der Luft.Und wie in Zeitlupe näherten sich unsere
Lippen…und berührten sich…..
Ein ungeheures Glücksgefühl durchströmte mein ganzer Körper….wie
ein Stromschlag fühlte sich dieser hauchzarte Kuss an.
Hastig fuhr ich zurück und der kurze Moment war vorbei ….

7.Kapitel

Später im Bett dachte ich immer wieder an diesen Moment …immer
wieder berührte ich meine Lippen und kostete den süßen Duft von
Sita.
Es war nur ein kurzer flüchtiger Kuss…zart wie ein
Schmetterling…Ganz deutlich sah ich ihre tiefgründige Augen vor mir
…ihre wunderschöne braune Haut …diese zarte Lippen…

Nervös sah ich auf die Uhr…ich konnte es kaum erwarten bis endlich
Mittagszeit war. Sita erzählte mir dass der Park ihr Lieblingsplatz
war und sie gerne ihre Mittagspause im Park verbrachte.
Doch sie war weit und breit nicht zu sehen!
Enttäuscht setzte ich mich hin und dachte an die Begegnung letzte
Nacht hier. Ich wusste nicht so recht wie ich mich ihr jetzt
gegenüber verhalten sollte…
Ich war plötzlich entsetzlich schüchtern…so ein Mist ..das kannte
ich eigentlich gar nicht von mir.
Nervös schaute ich auf die Uhr…..10 Minuten…1/2
Stunde…nichts…von Sita war weit und breit nichts zu sehen.
Hatte ich sie gestern vergrault mit meiner Ungeschicklichkeit? Oder
konnte es sein dass ihr Interesse an mir schon erloschen war wegen
meiner blöden Schüchternheit?
Traurig verließ ich diesen magischen Ort und zerbrach mir den Kopf
was ich wohl falsch gemacht habe.
Vielleicht habe ich mir auch alles nur geträumt redete ich mir
enttäuscht ein.

Sita saß im Lehrerzimmer und schaute immer wieder nervös auf die
Uhr. Gregory lehnte sich lässig an der Tür und versperrte ihr
grinsend den Weg .
„Gregory…lass mich vorbei….ich muss dringend noch
irgendwohin!!“ und versuchte an ihn vorbeizukommen. Doch Gregory
machte keine Anstalten sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
мWo willst du hin Schätzchen?“ seine Blicke wanderten an ihren
Körper entlang und Sita fühlte sich unbehaglich.
Bei ihrem ersten Treffen schien er ja noch ein Gentleman zu sein ,doch
als er den Arm um sie legte und sie zu sich herzog ging ihr das
entschieden zu weit.
Warum bildeten sich ihre Kollegen immer ein eine Frau gehört schon
ihnen nur weil sie einen Einladung zum Cafe annahm?
War sie etwa hier nur Freiwild weil sie aus Indien kam? Die anderen
weiblichen Kolleginnen warfen ihr neidvolle Blicke zu weil sich kein
Kollege für sie interessierte.
Sie hielt Abstand zu Gregory was er natürlich registrierte..
.Er ließ nicht locker…was bildete sich diese Inderin eigentlich
ein??? In seinen Augen war sie bestenfalls ein exotisches
Dienstmädchen.
Diese Einstellung zeigte er neulich bei einem Kollegen als sie
gemeinsam Witze über exotische Frauen rissen und dabei öfters der
Name Sita fiel.

Hastig lief Sita übers Gelände und erreichte den Park. Doch die
Sitzbank war …..leer! Seufzend ließ sie sich nieder und
wartete…doch Brandy kam nicht.

8.Kapitel

Das Wochenende nahte und ich überlegte ob ich diesmal nach Hause
fahren sollte. Mom wollte ich nicht nochmal sehen …und bei Sharon
und Daisy ging es immer um das gleiche Thema ….lästern…lästern
und nochmal lästern.
Seufzend stieg ich in den Zug.! Doch gerade als der Anpfiff
kam…stand ich wieder am Bahnhof.
Seit dieser nächtlichen Begegnung mit Sita zog es mich fast magisch
in ihrer Nähe.Das war das erste Mal dass ich in Vermont blieb.
Middelborugh hatte den Charakter eines Dorfes und jetzt am
Freitagnachmittag wie ausgestorben. Ich musste hier neu neu
anfangen,,,wenn auch alles hier neu und fremd war.
Was wollte ich in in meinem alten Viertel?
All die traurigen ,kaputten Gestalten anschauen ?
Moms immerwährende Vorwürfe anhören ?
Nein ich schüttelte heftig den Kopf und dachte an Sitas Worte ….Es
ist wichtig was DU glaubst und nicht was andere glauben.
Und deshalb beschloss ich einen Neuanfang zu wagen!
Zum Glück hatte ich heute das Zimmer für mich allein, diese Melissa
war mit ihren Freundinnen unterwegs.
Ich genoss die wohltuende Stille.
Was wohl Sita machte?
Ständig kreisten meine Gedanken um sie. Seit der nächtlichen
Begegnung hatten wir uns nicht mehr gesehen. Zweifel plagten mich was
sie wohl von mir dachte..
.Empfand sie das gleiche wie ich ?
Seufzend verließ ich das Zimmer und wollte gerade in Richtung
Bücherei gehen….als plötzlich Sita den Gang entgegenkam…..
Ihr Sari wehte leicht und federnd bei jedem Schritt,es schien als
gleite sie über den Boden.
„Hey Brandy …was machst du hier?“
Sie klang erfreut und fügte lächelnd hinzu „…ich dachte ,du
wärst heimgefahren .“ Sie gab sich völlig ungezwungen wie immer .
Nichts deutete auf nächtliche Kussszene hin.
„Warst du schon in der Stadt unten?“
мÄh…nein…“ brachte ich nur stockend heraus .
Ihr Anblick lähmte mich fast….sie sah so betörend aus .
Ich erwiderte ihr Lächeln und gemeinsam liefen wir in die Stadt
hinunter.

„Weist du was …“Sita funkelte mich unternehmungslustig
an.“…ich zeig dir den Markt!“
Und schon nahm sie meine Hand und führte mich gewandt durch den
lärmenden Markt. Für eine Kleinstadt ging es sehr lebhaft und
farbenfroh zu.
Es wurden die vielfältigsten Waren lauthals und feilschend
angeboten.Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
„Du musst einmal den indischen Markt erleben…“ Sitas Augen
blitzten auf und leuchteten vor Freude. Als sie meine Hand nahm um
mich durch die Menschenmenge zu führen…klopfte mein Herz fast zum
Zerspringen….
Ihre schlanke Hand war so weich und doch so entschlossen…und
plötzlich stellte ich mir vor wie diese samt braune Hand mich
berührte.
Ich konnte mich gar nicht wehren gegen diese Phantasie..alles platzte
so übermächtig auf mich ein. Neue Gefühle die ich niemals für
möglich gehalten hatte…..
„Hey….alles in Ordnung mit dir ?“ Sitas besorgte Stimme riss
mich aus den Träumen und ich verneinte hastig.

In dieser Nacht konnte ich kaum schlafen….Es war der schönste Tag
seit ich hier in Vermont aufs Major-College ging.
Noch immer haftete der exotische Duft an meine Kleider….und bunte
Bilder vom Markt begleiteten mich in das Land der Träume.
Eine lächelnde Sita tauchte allerdings sehr oft auf und ihre helle
melodische Stimme klang mir noch in den Ohren.

Im Nachhinein war ich froh dass ich den Zug in meiner alten Heimat
nicht genommen habe sonst hätte diesen Ausflug verpasst.
Im Unterricht versuchte ich verzweifelt mich zu konzentrieren..doch
immer wieder sah ich dieses Bild vor mir wie sich unsere Lippen
berührten…..ihre weiche Hand die mich durch den Markt führten…
Seither ist nichts weiter passiert…doch eine seltsame Spannung lag
zwischen uns das spürte ich ganz deutlich.
Und erst wenn sie mich ansah…dann waren ihre Blicke lang und
geheimnisvoll…..
Aufgeregt schaute ich mich um.Wir hatten uns hier im Park verabredetet
…dementsprechend nervös war ich.
Mindestens gefühlte 100 Mal schaute ich auf die Uhr…mein Herz
spielte verrückt…die Hände zitterten und meine Gedanken spielten
verrückt…
„Hey…“
erleichtert sprang ich auf und kam ihr entgegen.
Sita lächelte als sie sich neben mir setzte.Sie sah wie immer
gelassen und entspannt aus.
Plötzlich zauberte sie einen Picknickkorb hervor …und ich bekam vor
lauter Staunen keinen Ton mehr heraus.
„Hier …das ist Dal (gekochte Linsen) und das hier …“sie zeigte
auf ein Stapel Fladenbrot „…ist Chapati“ und sie brachte noch
kleine gefüllte Teigtaschen hervor“….das ist Samosa ..schmeckt
wirklich gut…probier „ und sie gab mir eines der lecker gefüllten
Teigtaschen.
Ich war entzückt! Indisches Essen interessierte mich schon seit
Jahren.
„Wie wärs wenn wir zum Strand hinuntergehen?“

Als wir am Strand den Picknickkorb ausbreiteten…wurde Sita
plötzlich ernst und betrachtete nachdenklich das Meer.
„In meiner Heimat Kerala gibt es kilometerlange weiße
Strände….es ist wie im Paradies.“
Für einen Moment trafen sich unsere Blicke….und sie berührte meine
Hand….
Mein Herz klopfte sofort heftiger….ich fühlte mich magisch von ihr
angezogen.Plötzlich fiel mir wieder dieser weiche Kuss ein ….eine
erwartungsvolle Spannung trat plötzlich ein….und…
Ein kalter Windstoß wirbelte Sand auf ….und als ich zum Himmel
aufsah,ballten sich riesige Wolkentürme am Horizont.
Das Meer wurde stürmischer ,die Wellen größer und die Brandung
rollte donnernd an den Strand.
Hastig packten wir zusammen,als auch schon die ersten schweren
Regentropfen herab prasselten.
Sita zog schützend ihren wehenden Sari an sich und wir kämpften
gegen den einsetzenden Regen an .
„Bis zur meiner Wohnung ist es nicht weit…“keuchte Sita und ich
folgte ihr zähneklappernd.

Als wir endlich in ihrer Wohnung ankamen waren wir beide völlig
durchnässt.“Ich mach dir schnell einen Tee „ und Sita verschwand
in die kleine Küche.
Inzwischen war es Nacht geworden und draußen brauste der Sturm mit
geballter Wucht durch die Straßen .
Neugierig sah ich mich um…es war sehr gemütlich und kuschelig
eingerichtet.Was mir sehr gefiel …man fühlte sich hier wie nach
Indien versetzt.
Leise Sitar-Klänge klangen durch den Raum und bunte Tücher verziert
an den Wänden strahlten ein Hauch von Exotik aus.
Der Regen klatschte an die Fensterscheibe und gab der Wohnung
zusätzlich noch eine Aura der Gemütlichkeit. Die Wohnung war im Stil
einer Studentenbude mit einem Wohnzimmer eine winzige Küche und
Schlafzimmer sowie ein kleines Bad.
Mein Herz hüpfte vor Freude als ich die vielen Bücher entdeckte…
Jede freie Wand war mit einem Bücherregal bedeckt die bis zur Decke
reichten.Akkurat …wie in einer Bücherei….nach Titel und Themen
sortiert.
Als ich neugierig näher herankam staunte ich nicht
schlecht…Geschichte,Politik,Sozialkunde,und vor allem
Geografie….Genau die Themen die ich liebte.
Und diese Schriftsteller….ich lächelte still in mich hinein…und
flüsterte ehrfurchtsvoll ihre Namen…
Traurig dachte ich an meine Bücher daheim…..sie waren in billige
Kisten gestapelt und ziemlich zerfleddert und verbraucht.Wie sehr
wünschte ich mir ein Regal ,aber dafür war mein Zimmer zu klein .

Sita kam mit dampfenden Teetassen und ich schnupperte neugierig
daran.
“Das ist gut gewürzter Tee aus Kerala…probiere..
党Sita sah mich dabei erwartungsvoll an und amüsierte sich prächtig
als sie mein Mienenspiel betrachtete.
Zögernd nahm ich den ersten Schluck…“und bekam augenblicklich
einen Hustenkrampf.
„Nicht so hastig…diesen Tee musst du langsam trinken „und sie
fügte lächelnd hinzu“…er ist stark gewürzt,“
Sita demonstrierte es und warf sie mir einen intensiven Blick zu.
Dabei benetzte sie langsam ihre Lippen….ich war wie hypnotisiert und
starrte auf ihre weichen Lippen.Von weither drang Sitas helle Glucksen
an mein Ohr…
“Brandy…hat dich mein Tee verzaubert?“ vergnügt erhob sie sich
und brachte eine Decke und breitete sie auf der Couch aus.
мDu kannst heute hier übernachten…“
мAber…“ wollte ich verdutzt einwenden.Ich warf einen raschen
Blick zum Fenster….es war stockdunkel und der Regen peitschte mit
unverminderter Geschwindigkeit gegen die Fensterscheibe.“ah….danke
„ich schaute Sita mit einem dankbaren Blick an.
Langsam spürte ich die wohlige Nähe vom Tee in meinem Körper ….

Ich musste eingeschlafen sein….als ich aufwachte war es mitten in
der Nacht.Ich wusste zuerst nicht wo ich war…Verwirrt richtete ich
mich auf,der Sturm hatte nachgelassen und der Regen prasselte jetzt
gleichmäßig an die Fensterscheibe.
Ich sah mich um…da fiel mir es wieder ein…ich war bei…Sita!!
Erleichtert legte ich mich wieder hin.Doch irgendwie fand ich keinen
Schlaf….
Immer wieder berührte ich meine Lippen und dachte an diesen
hauchzarten Kuss von ihr….diese intensive Blicke…

Nach wie vor hüllte sie sich in geheimnisvollen Schweigen was sie
von der Kussszene hielt und übte sich in vornehme Distanz.
Ich seufzte.
Unruhig wälzte ich mich auf der Couch….
Leidenschaft packte mich…mein Körper war plötzlich unter Strom und
eine nie gekannte Hitze stieg in mir hoch.
Eine seltsame Erregung ergriff Besitz von mir…
Schließlich hielt ich es nicht mehr länger aus und erhob mich.Leise
tappte ich durch die Dunkelheit und suchte das Schlafzimmer.

Secret Love von Simone Kaplan
copyright 11 by Simone Kaplan
Mehr Infos erhältlich unter
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